Schlagwörter
Alexanderplatz, Berlin, BRD, DDR, Interhotel Stadt Berlin, Lübbenau, Palast der Republik, Palasthotel, Silvester
Heinz und Gerda Bethke aus Lübbenau fahren nach Berlin. Sie gönnen sich etwas. Über Silvester im 30. Stock des Park Inn am Alexanderplatz.
Früher war das mal das Interhotel Stadt Berlin. Eröffnet am 7. Oktober 1970. Über 1000 Zimmer. Heute gehört es einer amerikanischen Investmentgesellschaft.
Die Bethkes waren lange nicht mehr in Berlin. Zuletzt 1987. Heinz war in den 60ern und 70ern als Bauarbeiter in Berlin. Natürlich auf der östlichen Seite. Dann machte sein Rücken nicht mehr mit und er ging ins Kraftwerk Lübbenau. Als Anlagenfahrer. Eine Schalttafel überwachen und Rundgänge. Vier-Schicht-System.
Heinz und Gerda steigen aus dem Regionalzug am Bahnhof Alexanderplatz. Für die 3 Tage brauchen sie nicht viel Gepäck. Jeder zieht einen Reisetrolley hinter sich her. Die Frau an der Rezeption begrüßt sie herzlich.
Das Zimmer hat einen herrlichen Ausblick zum Brandenburger Tor. Heinz zückt sofort seine neue digitale Videokamera und filmt. Gerda testet das Bett.
Sie laufen in Richtung Berliner Dom. Heinz steht fassungslos da und schaut auf das Ufer der Spree. Dort wo einmal der Palast der Republik stand. Da ist nichts mehr. Heinz hat damals mitgebaut. Er und Gerda waren bei der feierlichen Eröffnung, im April 1976.
Weißt du noch, wie wir die ganze Nacht durchgetanzt haben? fragt Gerda. Heinz nickt stumm und wischt sich verstohlen eine Träne aus den Augen. Sein Palast. Sie haben ihn wirklich abgerissen. Heinz packt seine Kamera weg. Ich brauch ein Bier, sagt er.
Denn auch auf der anderen Seite der Straße vermißt er was. Das Palasthotel. Auch weg. Heinz schlurft fassungslos hinter Gerda her. Er möchte nichts mehr sehen.
Nach dem dritten Bier ist Heinz wieder erträglich. Gerda seufzt und zieht ihn in Richtung Friedrichstraße. Heinz filmt wieder. Hier hat er nichts gebaut. Sie laufen zur Leipziger Straße und die hinunter zum Potsdamer Platz.
Heinz und Gerda kommen sich klein vor zwischen den Häuserschluchten. Zeit fürs Mittagessen. Sie betreten ein Lokal, das innen wie eine Mitropa-Gaststätte aussieht. Nur die Preise nicht. Nach einer Stunde und um 80 Euro leichter spazieren sie zurück.
Heinz ist schweigsam. Er denkt darüber nach, warum gerade seine Bauten abgerissen wurden. Überall auf der Welt wurde mit Asbest gebaut. Und diese Bauten stehen noch. Er hat vom Steglitzer Kreisel gelesen. Asbestverseucht und nicht abgerissen. Heinz schaut zum Fernsehturm. Gut, daß wenigstens der noch bleiben darf.
Abends sitzen sie im Restaurant des Fernsehturms. Gerda nervt ihn mit ihren ständigen Weißt-du-noch-Fragen. Er bestellt sich einen Doppelkorn zum Radeberger. Gerda trinkt Rotwein und plappert. Sie ist wohl schon beschwipst.
Ein Ehepaar setzt sich zu ihnen. Heinz lauscht. Ostberliner. Er mischt sich ins Gespräch ein. Jürgen war Beleuchter im Palast der Republik. Das gibt es doch gar nicht, sagt Heinz. Jürgen erzählt, wie es in den 80ern im Palast war.
Gerda und Marianne plaudern angeregt. Das Restaurant fährt angenehm im Kreis. Es wird ein langer Abend. Draußen erleuchten die Raketen den Abendhimmel.
Es ist fünf vor zwölf.
Ich wünsche allen Lesern einen guten Rutsch und ein gesundes Neues Jahr!
(Ich muß durchfeiern, da ich ein Neujahrskind bin.)
Da drin war damals die teuerste und modernste Bühne Europas, mit allen technischen Raffinessen.
Die Siegermentalität der Brüder und Schwestern aus dem Westen.
Man wollte demütigen.
Darum gibt es auch heute noch Ostgehälter – selbst in Berlin. 23 Jahre nach dem Beitritt…
Ich habe natürlich als Berlinerin viele, viele und fast nur angenehme Erinnerungen an den PdR, wie ich ihn jetzt der Kürze wegen nennen möchte. Wir haben ja auf der Fischerinsel ca. 1,5 km davon gewohnt. Jede größere Familienfeier wurde dort ausgerichtet, da die Wohnung dazu zu klein war.
Am Steglitzer Kreisel muss ich jetzt immer vorbei, wenn ich in die Innenstadt will. Du schriebst „Und diese Bauten stehen noch. Er hat vom Steglitzer Kreisel gelesen. Asbestverseucht und nicht abgerissen.“ – aber er ist schon seit ewigen Zeiten gesperrt, der Kreisel. Wahrscheinlich hat der Stadtbezirk kein Geld für den Abriss. – Ich habe mich mindestens 10 Jahre lang intensiv über Siegermentalität aufgeregt, heute will ich nicht, vielleicht bin ich auch einfach müde, weil diese Mentalität innerhalb der Familie noch weitaus mehr nervt als in der großen Politik.
Na dann – gutes Hineinfeiern in das doppelte neue Jahr.
Fischerinsel. Das Ahornblatt. Da war ich so oft in der Disko. 😉
Dir auch ein gesundes Neues Jahr.
Und meine Kinder bekamen dort ihre Schulspeisung und alle Veranstaltungen der Schule waren im Ahornblatt.
Danke für die Wünsche und danke für den Kommentar. Ich bin immer noch dabei, einen Besuch zu verarbeiten, wo mich eine der Personen so unendlich genervt, verletzt und verunglimpft hat, dass es einige Zeit der Aufarbeitung braucht, um wieder ins gewohnte Maß zu finden.
Danke Dir für die gute Jahresabschlußgeschichte.Das wird natürlich wieder rot unterstrichen, die Abschlußgeschichte. Aber ein anderes Wort wird nicht vorgeschlagen.Warum wohl? Wir sollen uns ja nicht mehr an die Vergangenheit von 45 bis 89 erinnern. Die denken das sie schlau sind die Meinungsmacher, lassen wir sie in diesem Glaube!
Einen guten Rutsch und im neuen Jahr Gesundheit für Alle in diesem Blog
Danke Herbert – auch Dir ein gesundes Neues Jahr!
OB. Ich möchte Deine Texte heute am Abend vortragen, natürlich nur 3 Stück, du weißt sicher auch schon welche. Darf ich? Ich habe da Eintritt bezahlt, also Du, wirst bekannt, freu Dich über Thüringen.Natürlich wird der Blog, ist das deutsch? Ich habe in meiner Schulausbildung Block gelernt , das war so ein großes Stück, irgend wie mit Kanten.Wenn ich jetzt noch zählen würde wüßte ich das, viel zu faul. Wüßte schreibt sich im Rechner wieder rot, also hat diese Farbe auch im Parlament Berechtigung-ohne SPD
Ja natürlich. Viel Spaß – Dir und Deinen Zuhörern. 😉
Danke! Bleib so wie du bist!