- Ich komme, um dich zu holen.
- Warum erst jetzt? Ich warte hier seit 2001. 14 Jahre lang warst du nicht hier. Du siehst übrigens Scheiße aus. Warum dieses NATO-Käppchen?
- Ich war im Krieg. Da war viel zu tun. Auch Gesunde starben. Kinder, Frauen und junge Männer.
- Hattest du Spaß? Hast du Freude empfunden?
- Wenig. Bei dir würde ich mich freuen. Aber nicht bei Gesunden.
- Gute Einstellung. Doch warum machst du bei diesen Kriegen mit?
- Ich wurde gezwungen.
- Von wem?
- Von Gott.
- Gott?
- Ja.
- Ich dachte immer, daß der Teufel dein Arbeitgeber sein würde.
- Ich auch.
- Und?
- 2001 bekam ich ein Fax vom Teufel: Du bist gekündigt++Leb wohl++Gott hat dich übernommen.++Glückwunsch++
- Scheiße…
- Das kannst du laut sagen.
- Sag mal – kann ich dir irgendwie helfen? Mich erschießen oder so?
- Nein – nett gemeint, aber dich schaffe ich schon noch.
- Hast du sowas wie einen Burn-Out?
- Kann sein. Ich mache nur noch, was Gott sagt. Ich empfinde keine Freude mehr.
- Hast du damals beim Klingeln an den Türen der Todgeweihten Freude empfunden?
- Ja. Mittlerweile ist Tod so alltäglich wie ein Hahnenschrei. Es macht keinen Spaß.
- Kannst du nicht kündigen?
- Sicher. Aber wo soll ich mich dann bewerben?
- Stimmt. Na los – gehen wir endlich.
Der Tod und der Gebrechliche
18 Mittwoch Nov 2015
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