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BRD, DDR, Deutsche Geschichte, Dialog mit Sohn, Erziehung, Fragen, Kindheit, Recht auf Arbeit
- Papa – was ist ein Recht auf Arbeit?
- Das gab es in der DDR. Jeder bekam einen Arbeitsplatz und mußte nicht rumlungern, wie das heute der Fall ist.
- Wie sah das praktisch aus?
- Als ich kurz vor dem Ende des Studiums war, durfte ich einen Katalog mit ca. 500 Planstellen durchblättern. Dort stand, was man können muß und daneben das Gehalt. Ich mußte mich nicht bewerben und keine dummen Geschichten erfinden. Ein Anruf und ich wurde eingeladen. Zehn Minuten Plauderei und ich hatte meinen ersten Arbeitsvertrag.
- Wieviel hast du verdient?
- 1600 DDR-Mark brutto. Das war damals mehr als gut. Ich war 23 Jahre alt. Miete 40 Mark, Steuern 320 Mark, Kranken- und Zusatzrentenversicherung 120 Mark. Mit zehn Mark konntest du Essen gehen, dich nebenbei besaufen und noch Trinkgeld geben.
- Was kostete ein Auto?
- Ein neuer Trabant so um die 10.000 Mark. Den hatte ich in einem Jahr zusammengespart.
- Warum gibt es heute kein Recht auf Arbeit?
- Wieso sollte es so etwas geben? Du bist der Gesellschaft egal. Außerdem bist du billiger, wenn es viele gibt, die keine Arbeit haben. Du bekommst Angst und machst alles, was man von dir verlangt. Der sanfte Druck der Freiheit.
- Bei euch war das Recht auf Arbeit in der Verfassung festgeschrieben?
- Ja. Und es wurde eingehalten.
- Warum wolltet ihr das nicht mehr?
- Hmmh. Es war eine Minderheit, die Stimmung machte. Und wenn ein Schaf blökt, blöken die anderen auch. Oder: Wenn’s dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis.
- Ist das Recht auf Arbeit ein wichtiges Menschenrecht?
- Es ist das Wichtigste. Deshalb existiert es nicht im Kapitalismus. Denn der funktioniert nur mit Entrechteten…
- Das hört sich Scheiße an.
- Ist es auch.
- Gute Nacht Papa.
- Nacht Sohn.
Schöner kleiner Dialog. Bei mir sieht manches ähnlich, manches anders aus:
„Als ich kurz vor dem Ende des Studiums war“…
war bei mir 1964, Philosophie, wir sollten uns alle verpflichten, wenigstens die ersten drei Jahre nach dem Studium uns außerhalb Berlins einsetzen zu lassen. (Es kamen trotzdem die meisten in Berlin unter.)
Ich wurde als wissenschaftlicher Assistent an das Institut für Philosophie übernommen. Hatte 800 Mark brutto, 24 Jahre alt, zwei Kinder.
Miete 17,- Mark (Studentenbude), dann 56,-Mark (3-zimmer-Wohnung). Meine Frau arbeitete auch. An Auto haben wir nicht gedacht.
Als das 3. Kind kam, war das Geld sehr knapp. Ich suchte mir eine andere Arbeit (Weiterbildung für Erwachsene), wo ich 1250 Mark bekam.
Wir gingen jahrelang Sonntags essen mit der ganzen Familie (5 Personen). Das kostete dann etwa 25 bis 30 Mark.
„Warum wolltet ihr das nicht mehr?“
Eine schwierige Frage. Das Recht war selbstverständlich. Es wurde geschätzt, wie das Wetter. Es war nicht wirklich erkämpft.
Das Leben in der DDR hatte weniger Risiken als die Menschen wollten.
Vor allem. die Menschen spürten nicht unmittelbar die Konsequenzen ihres eigenen Tuns.
Ihnen wurde viel gutes „gepredigt“ aber erzogen wurden sie faktisch zur Verantwortungslosigkeit.
Der erste Satz ist sehr problematisch. Er setzt viel voraus.
Der zweite ist so gut, daß ich ihn unmittelbar übernehmen muß. Denn er setzt nichts voraus.
Ich bin dann wohl 20 Jahre jünger – das erklärt den oberen Teil Deines Kommentars. In den 80ern, als ich Wehrdienst, Studium und erste Arbeitsstelle hatte, war vieles anders, als in den 60ern.
Aber einigen wir uns vielleicht auf eins: Nach dem Krieg ging es vorwärts – seit 1989 rückwarts.
Beste Grüße nach Oranienburg
Ich lese hier nur zufällig, will nichts lostreten und denke, dass eine tiefgründige Unterhaltung im Netzt nur schwer möglich ist. Ich finde Deinen Text jedoch sehr einseitig. Dazu ein paar Brocken aus meiner Erinnerung:
Ich weiß noch, wie entgeistert ich meine Eltern mit 12 Jahren angeschaut habe, als sie mir sagten, dass sie mich schon mal für den Führerschein angemeldet haben. Und ich weiß auch, dass das Geld für eonen neuen Trabi sicher nicht das Problem war, sondern eher die 10 Jahre um darauf zu warten. Und das ein alter Trabant deutlich mehr kostete …
Fände ich spannend, was Dein Kind zu sowas sagt.
Früher war sicher micht alles schlecht, aber ein differenzierterer Blick heute wäre auch schön.
Ich habe mich nicht anmelden müssen – Führerschein gab es kostenlos über die GST an der Penne.
Trabi konnte ich an jeder Ecke kaufen – ohne Anmeldung. Etwas Aufpreis.
Was soll er dazu sagen? Vielleicht: Was erzählt der Onkel Sascha da?
Wie gesagt, das Thema ist spannend, eine Unterhaltung an dieser Stelle mühsam. Viele Grüße Sascha
Vielleicht bist Du ja in den 70ern ausgereist.
In der 11. Klasse an der EOS bekam jeder Schüler 110 Mark vom Staat. In der 12. Klasse 150 Mark.
Das war zu meiner Zeit. Wußtest Du das?
Nein. Woher auch.
Urteile nicht über Leben, welches Du nicht kennst. Sonst machst Du Dich zum Uganda-Versteher.
Beste Grüße
Ach ja – das Thema war Recht auf Arbeit.
Hat jemand irgendetwas zu melden?
Bisher haben alle das Thema verfehlt.
Tut mir wirklich leid – aber das kann jeder nachlesen.
Ich bin heute sehr tolerant. 😉
Nur mal so nebenbei:
Andere sahen das Recht auf Arbeit als eine Pflicht an. Für diese dann später wieder Entlassenen musste der Betrieb sogar Wohnraum schaffen um diese wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Damals gab es zu diesem Thema schon verschiedene Meinungen. Soetwas gab es auch. War aber nicht die Regel. Zumindest in meiner Zeit in der DDR nicht.
Nebenbei: Wieviele Millionen würden das Recht auf Arbeit heute bejubeln?
Neben dem Recht auf Arbeit (Art. 24 Verf DDR) gab es auch das Recht auf Wohnraum (Art. 37 Verf DDR).
Weitere Rechte die es heute nicht mehr gibt:
– das Recht auf Bildung (Art. 25 Abs. 1 Verf DDR, siehe hierzu auch Art. 26 – keine Studiengebühren)
– das Recht auf Teilnahme am kulturellen Leben (Art. 25 Abs. 3 Verf DDR)
– das Recht auf Schutz durch die staatlichen Organe bei Aufenthalt im Ausland (Art. 33 Verf DDR)
– das Recht auf Freizeit und Erholung (Art. 34 Verf DDR)
– das Recht auf Schutz der Gesundheit und der Arbeitskraft (Art. 35 Verf DDR)
– das Recht auf Fürsorge im Alter und bei Invalidität (Art. 36 Verf DDR)
Das Problem, das viele sahen:
Es gab zwar viele Rechte (Übrigens waren die heutigen Grundrechte des Grundgesetzes auch Bestandteil der Verfassung der DDR, wenn nicht sogar erweitert), viele wurden davon jedoch -wie heute wieder- nicht beachtet (z.B. das Post- und Fernmeldegeheimnis).
Es wurden viele Rechte gut umgesetzt. Rechte, die das GG für die BRD nicht kennt.
Das Postgeheimnis wurde übrigens in der BRD zu keiner Zeit beachtet.
Was wollte die Minderheit, die auf den Straßen rumlief und die Propaganda des Westens umsetzte?
Was haben sie bekommen und was verloren?
Da würde ich ansetzen. Denn mittlerweile sind die aufgewacht, die damals im Tiefschlaf durchs Westfernsehen stoplerten…