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Damals, DDR, Deutschland, Leipzig, Moritzbastei, Studentenklub, Studium
Die Moritzbastei befindet sich hauptsächlich unter der Erde. Das war mal der größte Studentenklub der DDR – wahrscheinlich auch der schönste der Welt. Dort herrschte ein einzigartige Atmosphäre.
Echte Leipziger kennen die Moritzbastei auch von innen. Studenten sowieso.
Fast jeden Abend Live-Auftritte von Bands und die Bude war immer krachend voll. Weit über Tausend Besucher am Abend. Und Eintrittskarten zu bekommen war auch nicht einfach.
Das Barpersonal bestand fast nur aus Studenten. Ich habe dort viele Nächte hinter dem Tresen gestanden und Bier gezapft oder Drinks gemixt. Zwei Jahre lang gehörte ich dort zum studentischen Personal. Viel Spaß und dazu noch Geld verdienen in der Freizeit.
Außerdem bekam man einen Mitarbeiter-Ausweis, der jederzeit zum Zutritt berechtigte. Und man durfte noch einen Gast mitbringen. Das war eine geile Zeit.
Wenn ich Dienst hatte, kam ich so gegen drei oder vier Uhr morgens dort raus. Nachdem alle Gäste weg waren, wurde aufgeräumt, Inventur gemacht und alle Bierleitungen wurden durchgespült. Dabei kamen immer so um die zehn halbe Liter Freibier für uns raus. Das tranken wir dann gemütlich mit der ganzen Bargruppe und erst dann ging es zur nächsten Straßenbahn.
Es war eine wilde und intensive Zeit, die ich nicht missen möchte. Geschlafen habe ich damals wohl kaum. Ich spielte auch noch in der Hochschulauswahl Fußball, war Mitglied der Ordnungsgruppe der Hochschule und mußte auch mein Leistungsstipendium durch gute Noten verteidigen.
Ein schöner Lebensabschnitt der unvergessen bleibt.
Hallo „Nachfolger“!
Es freut mich zu lesen, daß Sie der Segnungen der Moritzbastei teilhaftig geworden sind.
Mein erstes Zusammentreffen mit dieser Stätte bestand darin, daß mir unser „Bauleiter“ Spaten und Schaufel in die Hand drückte und auf ein aus dem Gras ragendes Stück Ziegelmauer zeigte. Dort solle ich mal nachsehen, ob sich da evtl. ein Eingang, eine Kellertreppe oder sowas ähnliches befinde und mich dann dort reinbuddeln. Falls ich dabei auf Flaschen, Schätze oder Wehrmachtssoldaten stoße, solle ich Bescheid sagen. So hatte jede Seminargruppe bzw. jeder Einzelne seine persönliche Baustelle, wobei sich die Einsatzmotivation bei vielen in Grenzen hielt; selbige bei mir, „funktionsbedingt“, allerdings als stabil vorausgesetzt wurde. Als im Frühjahr/Sommer 1975 mein Studium zu Ende ging, waren in der Moritzbastei gerade mal einige Keller freigelegt, in denen Holztische und -bänke standen, wo man sich bei schlechtem Wetter unterstellen oder Pause machen konnte. Es gab mittlerweile schon einen abschließbaren Bretterverschlag zum Abstellen des „Schanzzeugs“, welches in den Anfangszeiten immer aus dem „Weisheitszahn“ oder dem später abgerissenen Seminargebäude geholt und dorthin zurückgebracht werden mußte. Also nix von wegen Kultur oder gar Freibier. Allerdings wurde uns bereits damals die lebenslang gültige Eintrittskarte versprochen. Leider habe ich dazu viel zu kurz studiert. Heute wäre das anders möglich … Das auf der Homepage der Moritzbastei befindliche Video muß viel, viel später entstanden sein. Zu meiner Zeit war nicht so ein personelles Gewusel auf der Baustelle und es gab auch niemanden, der über diese (West)Technik verfügt hätte. Ich habe nicht mal (Beweis)Fotos aus dieser Zeit.
Übrigens; in der Fußballmannschaft der Uni habe ich auch gespielt.
Unser Trainer, zugleich mein Sportlehrer, war ein „harter Hund“; ehem. Spieler bei „Legia Warschau“ und Kader der polnischen Fußballnationalmannschaft. Der wußte, wie er uns in der „Folterkammer“ an den Geräten mittels Kreistraining „aufbauen“ konnte. Sein Spezialgebiet waren konditionierende Ausdauerläufe entlang der Pleiße. Er nebenher auf dem Fahrrad und immer einen flotten Spruch auf der Lippe. Es gab manchmal nach dem Training bzw. den Punktspielen auch Lichtblicke. Einer aus unserer Mannschaft studierte Chemie und hatte ab und zu ein „Fläschchen“ im Beutel. Da hatte er wieder mal zusammen mit seinen Kumpels im Labor mittels diverser Esther, sowie sonstigen, ganz geheimen Zutaten, ein exotisches und hochprozentiges Feuerwässerchen kreiert, welches verkostet werden mußte. Natürlich durften wir den „Jungen Forscher“ nicht hängenlassen und haben uns todesmutig in den Dienst der Wissenschaft gestellt. Das Zeug schmeckte z.T. sogar besser, als der ansonsten übliche „Blaue Würger“ oder die „Wilde Sau“.
Alles in allem war es eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte – und gelernt haben wir auch viel.
Vor allem für´s Leben …!!!
Viele Grüße
Pete K.
Hallo Erbauer,
ich habe in den 80ern studiert und mußte nicht mehr mitbauen. Aber ich kenne die Geschichte und ein paar Bilder aus der Zeit. Ich war immer beeindruckt, was damals entstanden ist. Wirklich ein Ort zum Wohlfühlen.
Ich hoffe, daß Du später mal den fertigen Zustand sehen durftest.
Grüße zurück