„Wir treffen uns vor dem Keleti!“
Da wußte jeder Tramper, was gemeint ist. Man saß dort auf den zylinderförmigen Steinen vor dem Ost-Bahnhof und wartete manchmal einen Tag auf die anderen.
Natürlich sind wir jetzt in Budapest. Das Mekka der ostdeutschen Tramper in den 80ern. (Ich vor dem Keleti).
Dort wurde nur Ostdeutsch gesprochen. Man tauschte Tips aus und erfuhr alles wichtige über Campingplätze in der ČSSR, Ungarn, Rumänien und Bulgarien. Und wie die Chancen für Tramper auf bestimmten Routen sind.
Weil die Ostdeutschen auch vor dem Keleti schliefen, richtete die Stadt Budapest einen kostenlosen Campingplatz (j.w.d.) ein. Man gab dort abends seinen Personalausweis ab und mußte spätestens um acht Uhr morgens verschwunden sein – samt Zelt und Rucksack. Dafür wurde man pünktlich um 6.00 Uhr von dem Signalhorn eines Milizwagens geweckt.
Der Andrang vor den beiden Toiletten- und Waschcontainern war natürlich groß. Wer nicht rechtzeitig abmarschierte, durfte abends nicht wiederkommen …
So war das auf dem „Assicamp“ in Budapest. Das war der liebevolle Spitzname.
(Die Tips, die man austauschte führten dazu, daß man sich immer irgendwo wieder traf. Z.B. auf dem Zeltplatz Aritma in Prag oder dem Zeltplatz in Primorsko zwischen Sosopol und der türkischen Grenze.)
Balaton. Dort war ein Zeltplatz für uns nicht bezahlbar. Aber ein Insider-Tip brachte uns dorthin, wo man abends über den Zaun klettern konnte und wo es keine Zeltnummern gab. Es gab auch keine Kontrollen. Ich weiß nicht, ob der Betreiber uns Ostdeutsche duldete oder blind war. Denn immerhin waren wir dort fast die einzigen ohne Auto. Wir machten das mehrere Jahre – immer der gleiche Platz.
Szeged war auch sehr beliebt. Dort war ein Campingplatz, der bezahlbar war. Außerdem gab es in Szeged einen Buchladen, in dem man mit Geschick kostenlos Bücher „einkaufen“ konnte – also klauen.
Was soll ich groß über Ungarn erzählen – jeder der einmal dort war, kam immer wieder. Wir wurden von ungarischen Studenten am Nationalfeiertag eingeladen und genossen den Tag. Wir wohnten in Szeged ein paar Tage bei Studenten in der WG und lernten viele ungarische Wörter. Wir wurden in Budapest von einer Deutschlehrerin eingeladen. Wir übernachteten unterwegs in den Gärten freundlicher Gastgeber.
Lebenszeit, die man nie vergißt.
So war das damals.
P.S. Ich glaube es war eher Nyugati – also der Westbahnhof. Aber auf dem Foto steht Keleti. Verflixt. Vielleicht kann mir jemand aus Budapest helfen, der diese Steinzylinder kennt.
Das war der Nyugati palyaudvar. Am Keleti gibt es nicht diese Hochstraße, der keleti liegt mehr im Zentrum.
Okay. Warst Du auch dort?
Ich ändere das. Mein Gefühl sprach auch für Nyugati. Kannst Du noch mehr erzählen?
Wobei das mit dem Zentrum von Budapest nicht ganz stimmt. Da war eher Nyugati näher dran. Keleti lag weiter draußen. Aber das spricht alles für Nyugati. 🙂
Die Hochstraße spricht aber wieder für Keleti. Nun ist die Verwirrung bei mir perfekt.
Grüße
Ich habe vielleicht noch einen Ass im Ärmel: Anna aus dem Omega-Land (Ungarn).
Anna – kannst Du uns aufklären? Liest Du hier noch mit?
Die Bilder sind recht klein, und in den 80-ern war ich schon hier zu Hause 🙂 Nicht destotrotz sieht es mir auf dem ersten Bild (Häuser auch im Hintergrund) nach dem Keleti aus. Und für mein Begriff sind beide Bahnhöfe mitten in der Stadt. Ich gucke noch auf Ungarisch, wo denn die Ossis^^ damals kampiert haben. LG
Danke Anna!
Sag Keleti – das stand auf dem Bild, welches ich 1985 beschriftet habe.
Dann wechsle ich noch mal die Bahnhöfe aus. Ansonsten bekenne ich mich zum fehlendem Kurzzeitgedächtnis. 🙂
Gern geschehen.
Und hier https://hu.wikipedia.org/wiki/Keleti_p%C3%A1lyaudvar
findet sich etwas weiter unten auch ein Bild vom Keleti ausgerechnet aus dem Jahr 1985 — Hochstraße und Steine inbegriffen. Also die Antwort: eindeutig Keleti pályaudvar.
Viszontlátásra 🙂
Die Steinzylinder … Ich wußte, daß das der Hinweis ist.
Danke Anna …Jó éjszakát!
In Primorsko war ich
1961 über Jugendtouristik . Mit der IL 14 sind wir von Schönefeld nach Burgas geflogen.
Es war ein Sammeltransport von Jugendlichen aus dem Erzgebirge. Die Jungs hatten mächtig tags zuvor gebechert entsprechend litten sie während des Fluges, wenn das Flugzeug immer wieder in einem sogenannten Luftloch absackte. Damals schliefen wir zu 6. in Armeezelten. Aber das hat sich bestimmt in den mehr als zwei Jahrzehnten geändert. Es war für mich ein besonderes Erlebnis zumal ich erstmals am Meer war
Hallo Maria,
Du wolltest bestimmt bei einem anderen Beitrag kommentieren. Bei „Primorsko“.