Schlagwörter
Armeezeit, Damals, DDR, Deutschland, Fahne, Schach, Tischtennis, Vaterland, Wehrdienst
Was Alex da gesagt hatte, stimmte natürlich. Wir waren beide 20 Jahre alt bei der Entlassung und fühlten uns wie 25 oder noch älter. Man hatte uns anderthalb Jahre unserer Jugend geklaut.
Aber zurück zur Fahne. Da gab es tatsächlich Zeiten, die Spaß machten. Ich hatte ein Tischtennisturnier organisiert, weil ich dieses Spiel liebte und gut beherrschte. Der KC stimmte zu und wir durften das Turnier austragen.
Es waren harte Kämpfe im Keller. Jeder wollte gewinnen. Ich war dann im Endspiel und gewann den Titel als Kompaniemeister. Der erste Preis war eine LP von Supertramp. Unglaublich woher die plötzlich kam. Die habe ich heute noch. Die einzige, die ich behalten wollte. Sentimentale Scheiße. So bin ich.
Als nächstes organisierte ich ein Schachturnier. Auch das wurde genehmigt. Aber da muß ich weiter ausholen.
Unser Waffenwart – Blumi – war ein Dreiender (Uffz.). Mit dem spielte ich Schach, weil das eine Leidenschaft von ihm und mir war. Wir beide schlossen uns irgendwo ein, hatten eine gute Mischung aus Kola mit Korn oder Weinbrand und spielten stundenlang. Und unterhielten uns nebenbei über alles Mögliche.
Blumi haßte den Militärdienst; wie ich auch. Er hatte Abitur und wollte diesen ganzen Scheiß nicht. Also spielten wir beide Schach. So oft es ging. Denn das beruhigte ungemein. Man mußte viel nachdenken und war gedanklich nicht mehr in der Kaserne.
Ich war damals auch der Wärter der Bibliothek, die sich in unserem Keller befand. Dort konnten wir in Ruhe saufen und Schach spielen. Tür abgeschlossen und es war Ruhe. Manchmal spielten wir auch in seiner Waffenkammer. Dort durfte auch niemand rein. Nicht mal der KC. Blumi war dort der Chef.
Hört sich alles lustig an, war aber nicht so. Ich kann nur mit ganz viel zeitlichem Abstand darüber schreiben, weil es eben bedrückend war. Wir haben uns da irgendwie durchgehangelt. Viel Alkohol und viele Gespräche unter Gleichgesinnten.
Das Schachturnier fand kein Ende. Blumi und ich standen im Finale. Der Einsatz in Lübbenau verhinderte natürlich die Fortsetzung. Meine Entlassung aus dem Militärdienst kam dann auch noch dazu.
So blieb das Turnier für immer offen. Es gibt Schlimmeres.
So war das damals.
War das irgendwo in der Nähe von Berlin? Kommt mir so bekannt vor.
Militärische Geheimnisse werden hier nicht verraten. Ich halte mich an meinen Fahneneid.