Schlagwörter
DDR, Studium, Deutschland, Damals, EAW Treptow, Audio 145, Stereorecorder, Abschlußarbeit
Springen wir mal vor ins Jahr 1988. Dieses Gerät hat mich ganz schön beschäftigt.
Der jugendgerechte Ghettoblaster wurde 1986 geplant und erst Mitte oder Ende 1988 produziert. Im EAW Treptow.
Ich habe witzigerweise meine Abschlußarbeit vom Studium gefunden. Eingereicht zur Begutachtung am 10. April 1988.
Der Titel dieser mühsamen Arbeit:
Die Entwicklung des Bedarfs an Radiorecordern und Vorschläge zur Verbesserung der Versorgung mit Radiorecordern in der Hauptstadt der DDR, Berlin
Damit ist ja wohl alles gesagt. Es gab zu wenige Stereorecorder und die waren auch technisch veraltet und kamen von Stern Radio Berlin.
Nun sollte das EAW Treptow aushelfen. Der Audio 145 sollte ein Luxusprodukt für Jugendliche werden. EVP 2100 Mark der DDR.
Das Ding stand schon 1987 im Plan. Produktion fand nicht statt. Der Berliner Handel sah ihn jedenfalls nicht. Bis April 1988 das gleiche Spiel. Dann war ja meine Forschungsarbeit beendet. Und es interessierte mich nicht weiter.
Zumindest war ich damals Spezialist für Stereorecorder. Es gab nur:
KR 650/660/2000, SKR 550/551/700/701.
Wer kaufte sich noch Monorecorder? Also flog die Baureihe KR bis 1989 aus dem Berliner Sortiment. Und der Audio 145 kam nicht rechtzeitig.
Am spannendsten ist meine Schlußfolgerung in der Abschlußarbeit:
Der Bedarf bis 1990 und darüber hinaus ist stark von der Produktion abhängig.
Jedenfalls öffneten sich alle Türen in den VEB’s, weil der Magistrat von Berlin diese Studie bei meiner Hochschule in Auftrag gegeben hatte. Die drei Monate Forschung in Berlin waren sehr interessant. Berlin als Stadt auch. 🙂
So war das damals.
Was war mit Günter Mittag ? War der ein Agent des Westens oder einfach nur unfähig ?
Die Autoindustrie hat der ja auch sabotiert..
Keine Ahnung. Ich kannte den nicht. An meiner Hochschule wurde offen über die miserable Versorgungslage bei bestimmten Konsumartikeln gesprochen.
Meine Abschlußarbeit war so kritisch, daß mein Prof. und ich uns auf eine Zensur einigten. Das machten wir im „Rathauskeller“ des Roten Rathauses.
Der Prof. trank gerne Wodka – ich trank mit. Note 2 für die Arbeit. Und sie verschwand in irgendeiner Schublade. Ich hatte nur noch ein paar Prüfungen vor mir und wußte, daß ich im September nach Berlin umziehen würde.
Okay – der war unfähig. Etwas weiß ich darüber, aber das meiste davon erst seit 1991 oder später.
Es gibt bald einen Artikel dazu – ich muß bloß nochmal meine Gedanken sortieren.
Für die Produktion des Audio 145 gab es schlichtweg kein Knowhow. Die EAW hatte damit keinerlei Erfahrung, musste aber dem Zwang der Konsumgüterproduktion nachgeben.
Hauptproblem war nicht etwa die Elektronik sondern der Auswurfmechanismus des Kassettenfaches. Man hat sich dann mit einer ungarischen Lösung beholfen.
Letztendlich kam ein brauchbares Gerät heraus; leider aber für Jugendliche kaum bezahlbar.
Insiderwissen?
Den Auswurfmechanismus kannte und konnte man doch bei Stern Radio Berlin. Warum sollte das EAW also Ungarn fragen?
Hat man nicht. Es wurde das MU 300 von Stern Radio eingebaut. Das gab es schon im SKR 700.
Naja, das Kassettenfach sollte sich langsam und geschmeidig öffnen, die Kassette selber dem Bediener etwas entgegen gehoben werden.
Vielleicht hatte man sich gedacht, für über zweitausend Mark etwas Luxus zu liefern.
Welche Version dann in den Handel gelangt ist habe ich nicht mehr verfolgt.
Ich habe das gesehen bei der Saarmesse 1988, ich wollte das kaufen.
Antwort:: Das gibt es nicht zu kaufen.
Warum nicht ?:Ich habe DM ?
Reisekader: Das ist nur für den Export
Kein Dolby Rauschünderdrüngungssystem ?
Antwort: da haben wir keine Rechte dazu
Aber alles war top
Warum kann ich das nicht kaufen selbst mit westdevisen ?
Dieses Modell ist nur für den Westexport bestimmt sie können sich das nicht kaufen
Also nur ein prototyp ?
So war das damals 😀 (im Westen)
Ich war damals noch jung 😟
Was macht ein Ossi auf der Saarmesse? Die war doch immer im April. Da stand also so ein Teil?
Morgen erscheint hier mein Artikel zu Mittags Planwirtschaft. 🙂