Schlagwörter
D-Zug, Damals, DDR, Deutschland, Stralsund, Sybille-Möbel, Volkswerft Stralsund, Vorpommern
Wie oft bin ich mit dem D-Zug von Leipzig in die Heimat gefahren? Einmal in drei Wochen? Ich weiß es nicht mehr genau.
Der Zug war an manchen Tagen überfüllt, so daß wir auf der Plattform zwischen zwei Waggons gestanden oder gelümmelt haben.
Dort konnte man ungestört rauchen und quatschen. Kein Schaffner meckerte uns an.
Ab Berlin kenne ich noch alle Haltestellen.
Bernau, Eberswalde, Angermünde, Prenzlau, Pasewalk, Anklam, Greifswald, Stralsund.
Es war eine ewig lange Tour. Wir wollten schnell nach Hause und waren und warteten stundenlang im Zug. Ich habe noch einen Fahrschein von damals als Lesezeichen in einem Reclam-Buch gefunden: 9,60 Mark. Ganz anständig.
Wenn ich einen Sitzplatz hatte, habe ich natürlich gelesen. Die Landschaft draußen kannte ich zur Genüge …
Ich freute mich auf meine Eltern und die Freunde zu Hause. Und auf meinen Bruder, der schon zwei kleine Kinder in die Welt gesetzt hatte. Natürlich war auch die Wäsche meiner Klamotten durch meine Mutter verdammt wichtig.
Alles nicht aufregend. Ich weiß. Aber ich wollte jetzt anhand der Bahnstrecke noch etwas zu Stralsund sagen.
Pasewalk war die erste Stadt in Vorpommern – von dort kam das weltbeste Büchsenbrot.
Anklam hat immer noch die weltbeste Bockwurst.
Greifswald hatte das „G1000“.
Fehlt nur noch Stralsund. Da wurde auch etwas produziert. Zum Beispiel Fang- und Gefrierschiffe. Weltbekannt.
Aber der normale Mensch wird sich eher an Sybille-Möbel erinnern. Die konnte man selbst zusammenschrauben. Kamen auch aus Stralsund.
Nun bin ich im D-Zug durch Vorpommern gerast. (Jetzt fehlen nur noch Usedom und Rügen – dann hätte ich meine Heimat Vorpommern in groben Zügen beschrieben.)
So war das damals.
Ich bin auch immer von Stralsund nach Leipzig gefahren. Das war in den siebziger Jahren. Ich bin danach in Lutherstadt Wittenberg gelandet. Durch meine Frau. Ich lese hier schon länger mit.
Grüße von meiner Frau und mir
Grüße zurück.
Vielleicht bist Du ja nicht auf dem schlechtesten Schreibblock im Zwischennetz gelandet. 🙂
Ach ja, die Zugfahrten. Gab für mich 3 wichtige Verbindungen. Als Kind über Sangerhausen/Erfurt nach Weimar zu meiner Oma. Danach während der Fahne von Eisleben via Halle/Saale -Bitterfeld nach Wolfen. Später dann zum Studium via Halle/Naumburg nach Jena. War immer interessant. Damals kam man mit den Leuten im Zug sehr einfach ins Gespräch; die Zeit verging meistens wie im Flug. Guter Lesestoff war auch immer an Bord, und Skatkarten. Hatte öfters das Vergnügen, mich im Zug in eine Partie einklinken zu können.
Bist Du in Thüringen geblieben?
Ich habe es geschafft bis 2004 in Thüringen leben zu können. Seitdem vegetiere ich als innerdeutscher Wirtschaftsflüchtling in Hessen. Interessanterweise sind die besten Kontakte hier andere Ostdeutsche, dazu Polen, Russen, Rumänen, Kroaten…
Habe aber auch #ne Reihe guter Kontakte zu Westdeutschen – aber die Anlaufphasen waren i.d.R. deutlich länger als mit der ersten Gruppe.
Das Heimweh nach Thüringen ist immer noch da.
Also ein typischer Migrant aus dem Osten. 🙂
Mir ist es gelungen, daß ich noch immer in der Fast-Heimat wohne – also seit 1988 in Ostberlin. Von dort fahre ich nur zwei Stunden bis in meine richtige Heimat Vorpommern.