Schlagwörter
Damals, DDR, Deutschland, Fortschritt, Infrastruktur, Kapitalismus
Ich wuchs in einem kleinen Dorf in Vorpommern auf. Dort wohnten ca. 300 Menschen. Das war in den 60/70ern.
Betrachten wir einmal die Infrastruktur, die es damals gab:
Eine Schule, einen Kindergarten, eine Bibliothek, eine Gaststätte, einen Konsum, einen Jugendclub, eine Poststelle und die Freiwillige Feuerwehr.
Was gibt es heute noch? Nur die Feuerwehr hat überlebt. Obwohl heute mehr Menschen dort wohnen, als in den 60ern.
Die Infrastruktur wurde zerstört. Das nennt man dann Fortschritt. Oder auch Globalisierung. Zumindest im Westen.
Andere Dorfbewohner im Osten werden ähnliches berichten können.
Nun stehen dort nagelneue Einfamilienhäuser Wohnkisten, weil das Bauland so billig war. Aber ohne Auto geht gar nichts.
Der Kapitalismus ist eine feine Sache, wenn man Kapitalist ist. Ansonsten ist er nur ekelhafte Scheiße.
Mitteldeutscher sagte:
… und jetzt sollen die Leute selbst über Förderprogramme wie der sogenannten „Dorferneuerung“ sehen, wie sie das Dorf wieder beleben und am Leben halten bei gleichzeitigen Selbstinvestitionen/Eigenanteilen.
Wir in einem kleinen Thüringer Dorf-Sportverein führen „eigentlich“ einen sinnlosen Kampf für den Erhalt der noch einigermaßen erhaltenen Dorfgemeinschaft. Es bröckelt an vielen oder auch allen Ecken, weil die Jüngeren (und auch zunehmend Ältere) im grenznahen Bereich zur amerikanischen Besatzungszone immer weniger Lust haben sich nach Feierabend einem zweiten Betätigungsfeld zuzuwenden oder ihr Geld vom Erhalt ihrer verfallenden Häuser und Scheunen abzuzwacken.
kinderkurheimddr sagte:
Ich lebte in einem Dorf mit 90 Einwohnern. Da gab es zwar keine Schule, aber wenigstens einen Dorfkonsum und eine Poststelle. Und vor allem: Ein Schloss mit einem Kinderkurheim, in dem jeder Arbeit fand. Die Infrastruktur war damals nicht gut, auch weil wöchentlich nur zwei Busse fuhren. Die Arbeit war für die meisten auch hart und der Lohn mickrig. Aber trotzdem war es ein gutes Leben.
In dem Schloss ist jetzt seit Anfang der neunziger Jahre eine Firma mit Sitz in München. Damals waren dort 42 Arbeitsplätze, heute sind es nicht einmal zehn. Und die auch nur zeitweise. Heute hat das Dorf noch um die 30 Einwohner, fast nur noch Rentner. – Man kann das Dorf praktisch beerdigen. Dank der Treuhand.